Dokumente aus den Jahren 1923 bis 1928
1923
Historische Dokumente aus dem Jahr 1923:
- Rechnungen und Schreiben der "Allgemeinen Elektricitätsgesellschaft" zur Elektrifizierungsphase
1927
Historisches Dokument aus dem Jahr 1927:
Text und Redner: Lehrer Heinrich Köhler
Originalwortlaut der Ansprache zum 35. Stiftungsfest des Männergesangsvereins Lüdersdorf
35 Jahre – Ich danke Ihnen allen um Namen des Vereins für Ihre Unterstützungen an unserem Vereinsleben und wünsche und hoffe, daß Sie alle in unserer Mitte ein paar frohe und freudige Stunden verlebe werden.
„Grüß Gott – mit hellem Klang. Heil! deutschem Wort. Heil deutsch Sang.“ Mit diesem Sängergruß grüße ich Sie, verehrte Gäste, und Sie liebe Sangesbrüder zum Winterfest des M.G.V. herzlichst willkommen.
Einen besonderen Gruß und herzliches Willkommen rufe ich unseren verehrten Sangesbrüdern aus Jackzenbruck zu, die den weiten Weg nicht gescheut haben, uns durch ihren Besuch zu beehren. Wir hätten sie ja freilich auch in den vergangenen Jahren schon in unserem Kreise begrüßen können, wenn nicht zufälligerweise die Winterfeste der beiden Vereine zur selben Zeit gefeiert werden sollten.
Dieses Mal haben wir rechtzeitig davon gewusst und daher ein Zusammenfallen verhindern können, sonst wäre es genau wieder so gekommen – und das wäre zu bedauern gewesen.
Ich halte den gegenseitigen Besuch befreundeter Vereine für wirklich wertvoll. Einmal lernen sich die Mitglieder näher kennen und wertschätzen, und dann geht von jedem Sängerfest eine neue Welle der Sangesliebe und Sängerlust aus, die für unser deutsches Lied nur zum größten Vorteil sein kann. Und wenn Festfolge auch noch so einfach ist, wo ein deutsches Lied ertönt, wo ein Gesang erschalt, da wird Begeisterung geweckt, da besinnen wir uns auf die Tiefen unseres deutschen Gemütes, da ist Frohsinn und Freude.
Eine Freude, die nicht schnell vorüberrauscht und nicht nur so lange aushält, als sie hervorgerufen wird – nein, es ist ein Frohsinn, der noch lange in uns nachklingt, oft vielleicht nur unbewußt, aber nicht unwirksam.
Darum ist es auch so sehr zu begrüßen, daß der Männer-G.V. im Süden des Teltows sich zu einer Vereinigung zusammengeschlossen haben zur Pflege des Gesanges, zur Förderung des deutschen Liedes. Und alljährlich vor Pfingsten werden die Vereine zusammenkommen zu einer mächtigen Kundgebung für den Gesang und werden dadurch neue Sangesfreunde werben. Jeder der einzelnen Vereine wird von solchem Sängerfest neue Anregungen und neue Arbeitslust empfangen, so daß immer frischeres Leben durch die Vereinsadern pulsen muß.
Und darum möchte ich schon heute, wo wohl fast alle Vereinsmitglieder versammelt sind, die Bitte aussprechen, wenn unsere Landessängerfeste herangekommen sind, dann wollen wir möglichst vollzählig daran teilnehmen. (Bei allseitig gutem Willen lassen sich alle
Schwierigkeiten überwinden.)
Und nun habe ich noch im Auftrage des Vereins eine Ehrenpflicht zu erfüllen. Es ist beschlossen worden, allen Sängern, die 25 Jahre in unserem Verein gesungen haben, ein Ehrenabzeichen für diese Treue zu überreichen.
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Unser Verein besteht ja nun schon 35 Jahre. In dieser langen Zeit hat er teilgenommen an so manchem Freudenfest in der Gemeinde und auch in der einzelnen Familie; freilich auch trübe und ernste Stunden sind nicht vorübergegangen. Das 25jährige Jubiläum fiel gerade in die schwerste Zeit des Krieges und konnte nicht freudig gefeiert werden.
Und so ist gekommen, daß bisher den Sängern kein Jubiläumszeichen übergeben ist. Heute soll es nun nachgeholt werden. Heute wollen wir unseren Sängern für ihre große Treue durch Überreichung des Jubiläumszeichens den Dank des Vereins zum Ausdruck bringen.
Mögen sie mit freudigem Stolz dieses Abzeichen tragen, noch recht lange bei bestem Wohlbefinden; mögen sie die Treue dem Verein für immer halten und mögen sie unseren jüngsten Mitgliedern ein Vorbild sein für diese unsere kostbarste deutsche Eigenschaft: die Treue. Treue dem Verein, Treue den übernommenen Pflichten, Treue unserem geliebten Vaterlande.
Unsere Jubilare, sie leben: hoch
1928
Historische Dokumente aus dem Jahr 1928:
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Lüdersdorf ca. Februar 1928, Aufnahme vom Freiballon aus 300 m Höhe. Reproduktion: Foto Gerhards
- Bekanntmachungen des Bürgermeisters
Die Semnonengräber von Lüdersdorf bei Trebbin
Artikel aus dem Teltower Kreiskalender 1928 von Dr. Albert Kiekebusch
Fundstücke Zwergberg, Fotograf unbekannt
Schwineschlachtn
Die Schilderung in Teltower Platt von Willy Lademann ist im TELTOWER KREISKALENDER 1928 veröffentlicht, von W. Köhler in hochdeutsch übersetzt und bearbeitet.
In di Wintertid, wenn di Worscht all lange upjejettn is un van`n Speck un di Schinkns bloß nodoa wat is, dänn mötn di Lüde ant schlachtn denkn.
Im Winter, wenn die Wurst schon lange aufgegessen ist und vom Speck und den Schinken bloß noch etwas da ist, dann müssen die Leute ans Schlachten denken. Gewöhnlich werden zwei Schweine geschlachtet, eins vor und eins nach Weihnachten. Acht bis vierzehn Tage vorher müssen sie den Schlächter bestellen. Der macht sich gleich aus:“Ich komme dann und dann, um sieben habt ihr das Wasser heiß“.
Inzwischen kaufen sie zum Schlachten ein, was so nötig ist: Zehn Pfund Salz und ein wenig Salpeter, Majoran, Gewürz und Pfeffer, und abends vorher schnippert der Vater Wurstspeiler aus Holz zurecht, und Mutter und die Kinder schneiden die Semmeln. Das Schwein kriegt den letzten Abend nichts mehr zu fressen, das die Därmenicht so voll sind, sonst arbeitet es sich nicht so schön.
Nun ist der Schlachttag ran. Da müssen sie alle früh aufstehen, dass alles in Ordnung ist, wenn der Schlächter kommt. Das Wasser im Kessel muss schon bald kochen. Der Schlächter bringt sich sein Schlachtezeug mit: das Messer zum Abstecken, den Hängestock, das Schlachtebeil, die Glocke zum Abschrapen der Haare und eine weiße Schürze –ene witte Schörte-. Der Brühtrog und der Schlachtetisch müssen schon dastehen, ebenso die Molle für die Därme, ein paar Bretter für die Liesen und eine Schüssel zum Blutrühren.
Der Schlächter bindet sich seine weiße Schürze vor. Ehe er sich das Schwein holt sieht er nochmal in der Küche nach, ob sich das Wasser im Kessel schon bewegt. Dänn nemt er sich en Strick un jeht noan Schwinestall. Er sucht sich das Schwein und leitet es aus dem Stall. Irgendwo wird es angebunden. Dann gibt es eins oder ein paar mit dem Beil auf den Kopf bis es betäubt –verdöwert- und nun wird es gestochen. Einer fängt mit der Schüssel das Blut auf und quirlt es, dass es nicht dick wird. Nun ist das Schwein tot.
„Nun Mädchen, hole schnell das Brühwasser.“, und die muss nun gleich losflitzen. Das Schwein wird im Brühtrog gebrüht, das heißt: Heißes Wasser wird übergegossen bis die Haare losgehen. Dann wird es abgeschabt und kommt auf den Tisch. Ein Eimer Wasser wird drüberweggegossen und dann geht es mit dem Messer los, das Schwein wird sozusagen balbiert. Wenn es sauber ist, hängen sie es an, mit dem Kopf nach unten, meistens an einer Leiter, die sie an der Wand hochstellen, an einem Hängeknüppel, der so aussieht wie ein Kleiderbügel. Mit dem drückt der Schlächter manchmal dem was auf , der seine Sache nicht ordentlich macht: „ Kannst wohl nicht begreifen, sperre do di olle Näppe up“, halte die Augen und Ohren auf“!
Die Hinterbeine vom Schwein werden aufgeschlitzt und das Hängeholz durchgestochen. Nun wird es noch einmal schön nachgeputzt, ein paar mal kaltes Wasser übergegossen und ein letztes Mal enthaart. Ist es nun ganz sauber, dann fängt der Schlächter an, mit seinen Messern zu arbeiten. Gewöhnlich wird der Kopf ganz abgeschnitten. Dann schneidet er das Schwein auf der Bauchseite auf und nimmt die Därme raus. Das Geschlinge, wie Herz, Leber und Lunge werden rausgenommen. Die Liesen kommen auf ein Brett zum Auskühlen.
Nun werden die Därme fertiggemacht: das Darmfett abgekratzt, die Därme umgekehrt und sauber gemacht. Dann legt er das ganze Schwein auf den Tisch und schneidet erst den Möerbroade/ das Filetstück raus, löst die Rippen von beiden Seiten ab und schneidet das Rückgrat raus. Danach werden die Beine abgeschnitten und die Blattknoakn/ Schulterknochen rausgenommen und beide Vorderschinken rausgeschnitten, dann ebenso hübsch rund die beiden Hinterschinken. Vom Bauch nimmt er dann an beiden Seiten ein handbreites Stück mit dem Messer ab, das sind die Wampen. Die kommen in die Wurst und auch so vom Kopf die Backen. Speckstücke und Schinken werden eingesalzen, auch die Knochen, die ausgehauen sind , werden mit eingepökelt. Was in die Wurst kommt wird gekocht. So kommt dann Leber-, Blut- und Fleischwurst raus. Die stopfen sie in die Därme. Wenn einer voll ist, dann wird er zugespeilert mit dem Wurstspeiler. Was übrig bleibt ist die lose Wurst. Die Blut- und Leberwurst kochen sie in der Fleischbrühe, in der das Fleisch gekocht war. Später werden die Würste geräuchert, und dann können sie gegessen werden.
In die lose Wurst kommt ein Teil Semmeln zwischen. Die wird abends in die Kachelröhre gestellt und von den Liesen werden die Grieben, die beim Schmalzausbraten übrig bleiben, eingerührt. Das essen sie dann mit Pellkartoffeln dazu.
Die Fleischbrühe, in der sie ja die Wurst gekocht hatten, ist die Wurstsuppe. Die wird zu Pellkartoffeln und lose Wurst mit dem Löffel gegessen, aber auch morgens statt Kaffee getrunken. Ein Töpfchen Wurstsuppe mit Wurst drin kriegen die Nachbarn und gute Freunde, aber dabei heißt es: „Wurst wieder Wurst, wenn die schlachten, müssen sie auch was bringen“.
Worscht weder Worscht, wenn die schlachtn, mötn si ok wat bringn.