DIE HEIMATGESCHICHTE DER TREBBINER ORTSTEILE

Vom Werden und Wachsen - Archiv zur Historie

 
Luftbild Lüdersdorf 2012, Fotograf: unbekannt | zur StartseiteLuftbild Lüdersdorf 1923 | zur Startseite

Ortsschild Lüdersdorf

 

Eberhard Muskulus

08.03.1929–09.02.2023


Das Porträt  Urkunde  

Eberhard Muskulus: Schmied aus Leidenschaft

Aus "Der Lüdersdorfer" 3. Jahrgang, April 2006, Nr. 1

von Jörg Roschlau

 

Den hellen Klang, wenn der Hammer auf den Amboss fällt, kann man hin und wieder auch heute noch hören. Aber nur, wenn der Spaziergang durch den Rundling am Haus Dorfstraße 25 vorbeiführt, nimmt man dieses Klopfen und Hämmern auf dem Hof des Hauses noch wahr.

Eberhard Muskulus, der Schmiedemeister, ist jedoch seit dem Jahr 2000 im wohlverdienten Ruhestand. Aber kleine private Aufträge erledigt er auch heute noch. 

Es ist wohl die älteste Schmiede im Ort, urkundlich erstmalig seit 1684 erwähnt, die mit Unterbrechung seit 1800 wieder durch den Urgroßvater Willi Tyme in den Familienbesitz kam. Eberhard Muskulus erlernte während des Krieges bei Meister Hans Hübner in Saalow das Schmiedehandwerk. Dann wechselte er als Geselle zu Schmiedemeister Fakler nach Lüdersdorf. Hier lernte er seine künftige Frau Ursula kennen, die dann treu an seiner Seite seinem Berufsweg begleitete. Eigentlich ist er kein „Ureinwohner“ von Lüdersdorf. Er wuchs in Gadsdorf, einem Nachbarort auf, hier ging er auch zur Schule. Das Schmiedehandwerk wurde seine Leidenschaft.

Im Jahre 1956 übernahm er die Schmiede und führte in Lüdersdorf, als auch in den Nachbarorten Reparaturen z.B. an Ackerwagen, Ackergeräten und Landmaschinen durch. Dennoch hatte der Hufbeschlag mit 40 bis 50 Prozent Anteil an den Arbeiten, den höchsten Stellenwert. In mancher freien Stunde baute Eberhard Muskulus auch mit der eigenen Bodentechnik am Brunnen.

Wer rastet, der rostet, sagte sich der erfahrene Handwerker. Einer Qualifizierung im Beruf stand er immer offen gegenüber. Er absolvierte in den 50-ziger Jahren einen 4-monatigen Lehrgang zum Hufschmied. 1954 hielt er dann die Urkunde des Schmiedemeisters in seinen Händen.

 

 Hintere Raum-Tür, In der kleinen Werkstatt fing alles anDie hintere Tür führt in die kleine Werkstatt, in der alles begann.

 Teilansicht vorderer Raum-2013Teilansicht vorderer Raum 2013

 Teilansichten hinerer Raum-2013Teilansicht hinterer Raum 2013

 Vorderer Werkstattraum-2013Der vordere Werkstattraum 2013

 

Mit dem Übergang zum Genossenschaftswesen in der Landwirtschaft endete 1960 das private Handwerk als Schmied. Das tat ihm leid, er beugte sich aber der objektiven Notwendigkeit. Eberhard Muskulus hielt auch hier mit seinen umfangreichen Erfahrungen nicht hinter dem Berg.

Als Werkstattleiter setzte er 1967/68 in Klein- Schulzendorf seine Fähigkeiten bei der Reparatur der Landtechnik ein. Dort entstand auch im Rahmen der Zusammenlegung der Landwirtschaftlichen Genossenschaften (Pflanzenproduktion) ein Reparaturstützpunkt. Dazu gehörten 50 Kollegen und 4 Lehrlinge. Als Leiter des Stützpunktes hatte er eine große Verantwortung übernommen. Eine Aufgabe, die er sich mit viel Initiative und großer Tatenkraft 12 Jahre lang erfüllte.

Eberhard Muskulus wuchs durch seine Arbeit zu einer Autorität im Dorfe heran. Davon zeugte auch seine Wahl in den Gemeinderat. Seine Persönlichkeit fand große Anerkennung, was zuletzt auch in den 70-er Jahren zu einem beruflichen Wechsel führte. Im Kreisbetrieb für Landwirtschaft in Luckenwalde übernahm er die Stelle als Technologe. Dort wirkte er unter anderem im Auftrag des Rates des Bezirkes an der Schaffung einer Technologie für die Reparatur von Hängerzügen bei Hängern mit. Doch seine technischen Erfahrungen wurden bald bei der Ausbildung des Nachwuchses, gebraucht. Die inzwischen größer gewordene Werkstatt in Klein-Schulzendorf bildete Schüler, die von den Schulen aus Blankensee und Trebbin kamen, im 14-tägigen Rhythmus im Polytechnischen Unterricht aus. Einer ihrer fachkundigen Betreuer war der Schmiedemeister Eberhard Muskulus.

Nach der Wende 1990 musste sich der Schmiedemeister neu orientieren. Es war sicher kein böses Omen, als er in dieser turbulenten Zeit eines gesellschaftlichen Umbruchs bei der Apfelernte vom Baum fiel. Er ließ sich aber nicht davon abhalten, mit einem eingegipsten Bein und zwei Krücken nach Luckenwalde zu fahren, um sein Gewerbe anzumelden. Eberhard Muskulus konnte seinen Traum von einer eigenen Werkstatt wieder wahr machen. Selbst  heute

als Rentner klopfen noch Kunden bei ihm an, die künstlerisch gefertigte Treppengeländer, Zäune und Balkongitter wünschen. Seine Leidenschaft als Handwerker hält ihn jung. Das Klopfen und Hämmern auf dem Hof der Dorfstraße 25, was der Spaziergänger hört, ist sein Leben.

 

Silberne Konformation 1970Urkunde zur Silbernen Konformation 1970

Joachim Altwasser im Interview mit Eberhard Muskulus- 2013Joachim Altwasser im Interview mit Eberhard Muskulus, 2013

 Immer im Einsatz... 2017Immer im Einsatz ... 

Der Schmiedemeister in seiner Ape im Jahr 2017

Schmiedemeister Muskulus erklärt handwerkliche Abläufe-  2013

Schmiedemeister Muskulus erklärt handwerkliche Abläufe, 2013

 

In seiner Werkstatt-Tag der offenen Tür- zum Dorffest 2019In seiner Werkstatt zum Tag der offenen Tür beim Dorffest 2019

 

Pressemitteilung in der MAZ vom 15.05.2018Pressemitteilung vom 15.05.2018 in der MAZ "Wenn der Hammer auf den Amboss fällt" von Margrit Hahn

Im Alter von über 90 Jahren hat er diesen Zaun am Haus angefertigt

Im Alter von über 90 Jahren hat Eberhard Muskulus diesen Zaun angefertigt

Todesanzeige Todesanzeige für Schmiedemeister Eberhard Muskulus

Grabstelle in LüdersdorfGrabstelle in Lüdersdorf