DIE HEIMATGESCHICHTE DER TREBBINER ORTSTEILE

Vom Werden und Wachsen - Archiv zur Historie

 
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Ortsschild Lüdersdorf

 

Geschichten und Sagen


Der Zwergberg


Der Zwergberg bei Lüdersdorf

Verfasser unbekannt

 

Nördlich von Lüdersdorf zieht sich von dem Christinendorfer Wege nach Westen zu einer Ausdehnung von etwa 650 Meter ein aus kiesigen Sanden ausgebauter Höhenzug hin, der im Volksmund den Namen Zwergberg führt.

Schon der Name „Zwergberg“ lässt erkennen, dass seit alter Zeit auf dem Höhenzug vorgeschichtliche Funde beobachtet worden sind. Im Volksmund werden seit langen Jahrhunderten die Urbewohner unseres Landes als „Hünen“ und „Zwerge“ unterschieden.

„Hünen“ sind dem Volke, so Dr. A. Kiekebusch im Aufsatz die „Simnonengräber von Lüdersdorf bei Trebbin“, die Erbauer der Riesensteingräber (Mellen in der Prignitz).

Man erzählt sich im südlichen wie im nördlichen Teltow, bei Lüdersdorf und Gadsdorf, dass die Riesenblöcke von Riesen an die Stelle geschleudert worden wäre, an der sie heute liegen.

In den vorgeschichtlichen Urnengräbern auf dem Zwergberge wurden Urnen mit Leichenbrandreste, mit Knochenstückchen gefunden.

Die Überreste waren sehr klein, sie rührten nach der allgemeinen Meinung von kleinen Menschen, von Zwergen her. Darum wurde die Höhe mit „Zwergberg“ bezeichnet. Es war, der Sage nach, die Wohnstätte der Zwerge.


Das Gedicht vom Zwergberg 

 

Lüdersdorf, Kreis Luckenwalde

Am Zwergenberg ein Lüdersdorfer hockt;

auf allen vieren mußt er berg an klettern;

mit Schmeichelworten hat er raus gelockt

den Zwergenvater.Der fing an zu wettern:

 

„Den Spaten her“ hier wurde schon gewühlt;

geraupt sind Vorzeitschmuck und Urnenscherben;

 Unkenntnis hat uns übel mitgespielt,

 nun ist kein Bronzering mehr zu erben.

 

 Mach Dich geschwinde weg nach Lüdersdorf;

 dort laß den Stichel und den Spaten blitzen;

 stich in dem Flachmoor aus dem Torfmoostorf,

 kannst dann, wenn’s friert, am warmen Kachel sitzen.

 

 Doch reibt Dezember Dir die Backen rot,

siehst Du im Acker nach dem Stand der Saaten,

dann lindere dem armen Vogel Not,

die barfuß durch den kalten Neuschnee waten.

 

Sie schützt Deine Ernte, Dir als Dank,

stehn bei dem Schädlingskampf im ersten Gliede;

es überrundet den Traktorklang

die Lerche über Dir mit ihrem Liede!"

 

 

Luckenwalde, den 09.11.1955  

aufgeschrieben von Emil Koitz, ehemaliger Schulrat 

in Luckenwalde

Zwergberg - Gedicht


Die Zwerge

 

Von dem Twarjeberg bei Christinendorf, andere nennen ihn den Zwergberg bei Lüdersdorf: Auch hier haben einst Unterirdische gewohnt. Niemand hat zwar gesehen, wie sie aus- und eingegangen sind, aber in den Häusern der Menschen sind sie öfter hinter dem Ofen zum Vorschein gekommen.

 

Quelle: aus Teltower Sagen, hg von W .Garnatz und Fritz Jungnitsch im Selbstverlag, 1932, S. 19, S.35 und S. 36

 

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Satire zur Zwangseingemeindung


Es war einmal vor langer Zeit ...

Thomas Herbert/Jörg Roschlau

 

Im Jahre 2002 nach unser Zeitrechnung gab es in der Mark ein kleines südbrandenburgisches Dorf, das von sich reden machte.

Es war Lüdersdorf, nahe Trebbin gelegen.

Seine Einwohner, die man im Volksmund auch „Lüderixe“ nannte, fanden sich zu einer friedlichen Rebellion zusammen, um gegen die drohende Eingemeindung des Ortes nach Trebbin zu protestieren.

Sie wandten sich energisch gegen die vom Brandenburgischen Landtag beschlossene Gemeindegebietsreform.

Als die „Lüderixe“ zu ihren politisch-satirischen Kampfmitteln griffen, hatten sie dabei die römische Geschichte im Sinn.

Dort fanden sie mit dem „letzten Gallischen Dorf“ aus den Comics von Goscinny/ Uderco eine Verbindung zur heutigen Zeit.

Sie konnten nicht nur ihren Protest ausdrücken, sondern fanden auch viel Zuspruch im Umland der Gemeinde.

 

Sichtbares Zeichen dieses Protestes war das „gallische“ Ortsschild, das sich einige kluge Köpfe des Dorfes ausdachten und schließlich im Mai 2002 am Ortseingang aufstellten.

Da immer mehr Kommunen sich der Gemeindegebietsreform ergaben und Lüdersdorf zu den wenigen "Widerständlern“ gehörte, entstand im Gespräch der Dorfbewohner untereinander die Floskel „Wir sind das letzte gallische Dorf“. Denn der Gemeinderat hatte mehrheitlich beschlossen, sich nicht zu unterwerfen und den Protest fortzusetzen.

Er widersetzte sich der bis zum 31. März 2002 gesetzten Frist für eine so genannte „Freiwilligkeitsphase“, um sich der Stadt Trebbin anzuschließen, und verfiel auch nicht den Lockungen eines „Kopfgeldes" von 200 Euro pro Einwohner.

 

Da geschah zu jener Zeit ein Wunder!

Im August 2002 tauchte beim Dorffest plötzlich der „Druide Miraculix“ mit seinem Zaubertrank auf.

Er machte den Dorfbewohnern Mut, sich gegen die „Cäsaren“ und ihre Gefolgsleute im Landtag aufzulehnen und den Kampf gegen die Eingemeindung weiterzuführen.

Die Medien, wie die „Märkische Allgemeine“ und das Fernsehen (Vor Ort – ORB), wurden auf unser „gallisches“ Dorf aufmerksam und gute Verbündete.

Im Januar 2003 weitete sich die Rebellion des Dorfes über die Gemeindegrenzen aus.

Ein „gallische Bündnis“ von mehreren Kommunen entstand. Es wurde eine Volksinitiative gegen Zwangseingemeindung und für die Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung ins Leben gerufen.

 

Eine kleine oppositionelle Minderheit im brandenburgischen Senat veranlasste auf gegebener gesetzlicher Grundlage im Potsdamer Senat die Durchführung eines Volksbegehrens. Bei der vorangegangenen Volksinitiative waren über 40.000 Unterschriften in Brandenburg gesammelt worden. ...

Jetzt mussten 80.000 Unterschriften bis zum 16. März 2004 gesammelt werden, um über einen Volksentscheid das vorgesehene „Gemeindereformgesetz“ verhindern zu können. So sammelten der “Dorfzauberer Miraculix“, seine Lüderixe Verbündete der umliegenden „Enklaven“ von Trebbin sowie Sympathisanten um sich, um gemeinsam gegen die drohende Zwangseingemeindung der betroffenen Dörfer die notwendigen Unterschriften zu sammeln.

Mit Verteilung von Flugblättern und einer Berichterstattung der Luckenwalder Rundschau wurden die Untertanen des brandenburgischen Landesfürstens über die Notwendigkeit einer Unterschriftenabgabe in den behördlichen Meldestellen hingewiesen.

Den Lüdersdorfern selber fehlte es nicht an Ideen!

Neben Tassen und T-Shirts mit einem Logo des Protestes machten sie auf ihr Problem aufmerksam.

 

Am 11.02. des Jahres 2004 folgten einige Vertreter verschiedener  Dörfer und der Senator Justitsjus Stefanus den Aufruf des Druiden Miraculix zu einem Aktionstag auf den Trebbiner Wochenmarkt.

Dort wurden vor laufenden Kameras alle Brandenburger nochmal über die Notwendigkeit einer Teilnahme am Volksbegehren aufgezeichnet.

Die meisten Lüderixe gaben bis zum Ende nicht auf!

 

Bis zum Schluss wurde an einen Erfolg geglaubt!

Aber es sollte nicht reichen!

Die Volksinitiative scheiterte mit 44000 Unterschriften. Davon hatten die Lüdersdorfer in Trebbin und seinen Ortsteilen 120 von 188 Unterschriften gesammelt.

Am Ende scheiterte auch die Gemeinde Lüdersdorf mit der Klage vor dem Landesgericht in Potsdam.

 

Schild gegen Eingemeindung

 

Diskussion nach der Sendung im ORB-Fernsehen

 

Diskussionsrunde nach der Sendung im ORB-Fernsehen

 

09 Schönhagens Bürgermeister Eckhard Pentzek, Rechtsanwalt Stefan Sarrach, Zauberer Miraculix, stellv. Bürgermeisterin Heike Haak

 

Schönhagens Bürgermeister Eckhard Pentzek, Rechtsanwalt Stefan Sarrach, "Miraculix", stellv. Bürgermeisterin Heike Haak

Banner auf rechter Seite des Ortseingangs

 

Miraculix alias Jörg Roschlau

 

"Miraculix" alias Jörg Roschlau

 

Flugblatt

Miraculix und Bürgermeister Horst Schulze verteilen beim Dorffest 2002 den Zaubertrank

 

"Miraculix" und Bürgermeister Horst Schulze verteilen beim Dorffest 2002 den "Zaubertrank"

 

2003 Druide Miraculix mit Vertretern der Volksinitiative am Landtag

 

"Druide Miraculix" mit Vertretern der Volksinitiative am Landtag 2003

 

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ORB vor Ort​​​​​Abgabe der gesammelten Unterschriften im Landtag, in der Mitte Landtagspräsident Knoblich, rechts Christoph Krüger 2003

 

Abgabe der gesammelten Unterschriften im Landtag, in der Mitte Landtagspräsident Knoblich, rechts Christoph Krüger 2003

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Die Totenwische von Lüdersdorf


Im Westen grenzt die Christinendorfer Feldmark an die Lüdersdorfer Gemarkung. Die hier liegenden Flurstücke führen auf der Lüdersdorfer Seite den Namen „Dodenwischee“(Totenwische). Über diesem Flurnamen weiß der Altsitzer Herr Albert Wuthe aus Lüdersdorf zu berichten.

Bereits als Junge von 12 Jahren musste ich in der elterlichen Wirtschaft pflügen. Ein zum elterlichen Bauerngut gehörendes Ackerstück lag unmittelbar an der Christinendorfer Grenze. Wenn mein Vater mich dorthin schickt, sagte er: „Junge, plöh inne Dodenwische.“ Als ich ihn mal fragte:“Vader, warum heet det Stück land eigentlich Dodenwische?“, sagte er mir: „Bis vor hundert Jahren hat man die Toten aus unserem Dorf auf dem Kirchhof beerdigt. Der Sarg mit der Leiche wurde auf einen Ackerwagen gestellt und nach Christinendorf gefahren. Damit mit der Leiche beim Fahren nicht so sehr geschüttelt wurde, stellte man den Sarg auf zusammengebundene Strohwische. Diese Wische durften aber nicht wieder mit nach Hause gebracht werden. Glaubt man doch, dass sonst bald wieder jemand sterben würde. Darum war es Sitte, die Strohwische auf der Heimfahrt unmittelbar hinter Christinendorf vom Wagen auf den Acker rechts und links der Straße zu werfen. Blieben diese Strohballen den Winter über auf der Saat liegen, so verdarb diese darunter. Darum verboten die Christindorfer das abwerfen auf ihrer Gemarkung. Von da an waren die Lüdersdorfer unmittelbar nach dem Passieren der Grenze die Strohwische auf unserem Acker ab. Fortan nannte man darum diese Flurstücke „ Totenwische“. Es dauerte nicht lange, da erzählte man in den Spinnstuben, dass es dort nicht geheuer sei. Männer, die zur Mitternacht von Christinendorf nach Lüdersdorf gingen, sahen am Wege einen Mann, der in ein langes weißes Hemd gekleidet war. Manche wollten auch wissen, dass es sich um eine Frau handelt. Die Spukgestalt folgte den nach Lüdersdorf gehenden Leuten. Beschleunigten diese ihre Schritte, so tat es der Spuk auch. Begann der Verfolgte zu rennen, so lief der Verfolgte gleichfalls hinter ihm her. Erst wenn die ersten Häuser von Lüdersdorf erreicht waren, verschwand die Geistergestalt. Zitternd und in Schweiß gebadet gelangte der Lüdersdorfer zu Hause an.

So wusste man in den Spinnstuben von Lüdersdorf, Christinendorf und Gadsdorf zu erzählen.

Hr. Wuthe ist diesen Weg oft zur mitternächtlichen Stunde gegangen, doch nie ist ihm ein Spuk erschienen. Wohl kam es vor, dass ihn ein plötzlich über den Weg huschendes Reh erschreckte. Auch Christinendorfer scheinen keine große Furcht vor dem Gespenst gehabt zu haben, den es kam ziemlich häufig vor, dass die worfenen Strohwische am nächsten Morgen verschwunden waren. Irgendjemand aus Christinendorf hatte sich in der Nacht das Stroh geholt.

 

Quelle: Heimatkalender für den Kreis Zossen- 1970-Sagen und Erzählungen, aufgeschrieben von Karl Fiedler, Sperenberg

 

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Die Wassergeister im Mellensee


Im Mellensee lebten früher Wassergeister. Die kamen manchmal in den Krug. Dann tropfte ihnen immer Wasser von den Rockzipfeln, Eine Frau aus Lüdersdorf haben sie einmal das Kind aus Lüdersdorf weggenommen. Dafür haben sie einen Wechselbalg gebracht. Der hatte einen Wasserkopf und soll noch lange gelebt haben.

Nach W. v. Schulenburg


Der Aufhocker von Lüdersdorf


Am Wege von Lüdersdorf nach Gadsdorf liegen die Schinderkuten. Da wurde früher das tote Vieh eingebuddelt. An der Stelle soll es damals nicht ganz richtig gewesen sein. Wenn einer zwischen zwölf und eins vorbeikam, sprang ihm etwas Schwarzes auf den Rücken, Das mußte er bis zum nächsten Kreutzweg tragen. Dann sprang es wieder ab.

Nach mündlichem Bericht der Schülerin Helene Krüger in Kummersdorf, 1929. Diese Spukgeschichte hörte sie von ihrer Großmutter, die aus Lüdersdorf stammte.

Aus den Aufzeichnungen des Lehrers R. Fiedler aus Kummersdorf, 1929.

 

Quelle: aus Teltower Sagen, hg von W .Garnatz und Fritz Jungnitsch im Selbstverlag, 1932, S. 19, S.35 und S. 36