DIE HEIMATGESCHICHTE DER TREBBINER ORTSTEILE

Vom Werden und Wachsen - Archiv zur Historie

 
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Ortsschild Lüdersdorf

 

Zeitzeugen


Albert Wuthe, ein Heimatfreund und Heimatforscher

(1887–1984)

Quelle: Redaktion/Heimatkalender des Kreises Zossen, Seite 90/1981


Albert Wuthe in Berlin 19.05.1961Als Sohn einer alteingesessenen Bauernfamilie kam Albert Wuthe am 25. Juni 1887 in Lüdersdorf zur Welt.

Den Verhältnissen der damaligen Zeit entsprechend konnte der aufgeweckte Knabe nur die einklassige Volksschule besuchen. Seine frühe Jugendzeit verlief sorglos, doch schon mit 18 Jahren musste er den Bauernhof übernehmen, da sein Vater im Alter von 63 Jahren starb.

Albert Wuthe war ein fröhlicher, geselliger Jüngling, der mit der Gründung des Lüdersdorfer Turnvereins 1903 regelmäßig Sport trieb. Große Freude hatte er auch am Singen. Er 61 Jahre aktiver Sänger im Männerchor.

 

Seine große Liebe galt jedoch immer seiner Heimat, und sie war die Triebfeder für alle Aktivitäten, die Albert Wuthe auf dem Gebiet der Heimatforschung entwickelte. Sein Interesse an der Vergangenheit erwachte, als er 1926 beim Abfahren von Kies auf eine Urne stieß mit Metallbeigaben. Die meisten Menschen seiner Umgebung wären wohl achtlos an den „alten Scherben“ vorübergegangen, weil sie ihre Bedeutung nicht kannten. 

Albert Wuthe war jedoch sicher, dass er hier auf ein Denkmal aus grauer Vorzeit gestoßen war. Er ließ die Abfuhr von Kies einstellen, um jede Zerstörung zu vermeiden und meldete den Fund den Märkischen Museum in Berlin. 

Bald wurde auf der Fundstelle, dem Zwergberg bei Lüdersdorf, unter Leitung von Prof. Dr. Kiekebusch eine Grabungskampagne durchgeführt, die über 60 Urnen mit zahlreichen Metallbeigaben ans Licht brachte. 

Albert Wuthe hat bei den Ausgrabungen oft mitgeholfen und sich dadurch die ersten praktischen Erfahrungen angeeignet. Vor allem lernte er die vor- und frühgeschichtlichen Keramikreste von neuzeitlichen Scherben zu unterscheiden. So wird es erklärlich, dass er kurze Zeit später bei der Anlage eines Spargelfeldes wieder auf Bodenfunde stieß. 

Diesmal war es das Fundament eines Blockhauses aus germanischer Zeit. 

Auch bei den Grabungen auf dem Lindenhorst, einem Burgwall, der sich 2 km südlich von Lüdersdorf im großen Luch befindet, war Albert Wuthe dabei. Die Grabung unter der Leitung des Dr. Hohmann erbrachte den Beweis, dass dieser Burgwall seit der Bronzezeit immer besiedelt war. Die Lage mitten im Luch lässt auf eine Fluchtburg schließen.

 

Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit machten der Heimatforschung zunächst ein Ende. Doch bald fühlte sich Albert Wuthe durch das Wirken des Bodendenkmalpflegers Karl Fiedler aus Sperenberg wieder ermutigt, in seiner Arbeit fortzufahren. 

Die Bekanntschaft der beiden Männer war sehr fruchtbar. Albert Wuthe erhielt von Karl Fiedler viele nützliche Hinweise und konnte sich seinerseits durch eine Menge von Fundmeldungen revanchieren. 

Dass solche Entdeckungen und Funde von Bodenaltertümern nicht nur durch Zufall erfolgten, hat Albert Wuthe im Alter von 84 Jahren einmal sehr anschaulich beschrieben:

„Im Frühjahr 1972 wurden auf unserer Feldmark die Gräben zu den Rohrleitungen der Beregnungsanlagen mit Baggern ausgehoben. Sämtliche Gräben, 12 km, bin ich aufmerksam hin- und zurückgelaufen, um eventuell vorgeschichtliche Fund zu bergen. Am Graben von der Lehmgrube bis zum Wald habe ich 300 Meter vor Ende des Grabens einige zerbrochene Urnen und eine leicht beschädigte Urne aus der Erde geborgen, worin schöne Schmuckbeigaben sich befanden und diese dem Bodendenkmalpfleger Karl Fiedler übergeben.“

 

Albert Wuthe mit Lehrer Heinrich Köhler 1931

Albert Wuthe mit Lehrer Heinrich Köhler im Gespräch (1931)

 

Honoratioren unter sich - Heini Sebastian, Paul Schulze, Albert Wuthe und Alfred Lehmann (1963)

Honoratioren unter sich - Heini Sebastian, Paul Schulze, Albert Wuthe und Alfred Lehmann (1963)

 

Lüdersdorfer Männergesangverein - in der Mitte A.Wuthe

Lüdersdorfer Männergesangverein - in der Mitte Albert Wuthe

Albert Wuthe vor seinem Haus

Albert Wuthe vor seinem Haus im Rundling Lüdersdorf

 

Das heimatkundliche Interesse von Albert Wuthe beschränkte sich nicht nur auf die Archäologie. Seit den Tagen von Prof. Dr. Kiekebusch und Dr. Hohmann hat er begonnen, Material aus den Dorfgeschichten von Lüdersdorf, Gadsdorf und Christinendorf zu sammeln. Erst als Rentner hatte er die Möglichkeit, das reichhaltige Material zu ordnen.

Da sein Heimatort „Lüdersdorf“ jahrhundertelang zum Amt Zossen gehörte, verschaffte er sich Zugang zu den Zossener Amtsakten, die sich im Staatsarchiv Potsdam befanden. Hier entdeckte er viele Dokumente, die sich auf Ereignisse der genannten Dörfer bezogen. Gestützt auf diese Erkenntnisse und aus dem Schatz seiner persönlichen Lebenserfahrungen schöpfend, schrieb Albert Wuthe seine bemerkenswerte Dorf- und Familienchronik. 

Später setzte er seine Arbeit in gleicher Weise für die Dörfer Gadsdorf und Christinendorf fort. Besondere Beachtung verdient seine frische, wahrheitsgetreue Darstellung des früheren Lebens auf dem Lande. Das von Albert Wuthe gesammelte Akten- und Faktenmaterial dürfte für manchen zukünftigen Doktoren und Historiker eine wahre Fundgrube sein.

Da die drei Dorfchroniken sich im Aufbau ähneln, sei als Beispiel die Lüdersdorfer Chronik vorgestellt. Vorausgeschickt sei, dass Albert Wuthe jede Zeile mit eigener Hand geschrieben hat. Die Chronik gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil finden sich die Stammbäume der Lüdersdorfer Familien, soweit sie sich aus den alten Kirchenbüchern und anderen Quellen ermitteln ließen. 

Die Darstellung erfolgte unter Berücksichtigung der einzelnen Hofstellen und der jeweiligen Besitzer.

 

Mag diese Zusammenstellung zunächst nur für die Lüdersdorfer Einwohner von Interesse sein, so finden sich auch hier bereits Hinweise auf geschichtliche Ereignisse oder Persönlichkeiten. Z.B. war die Lüdersdorfer Bauernfrau Anna Marie Otto, geb. Schadow, die Tante des berühmten Bildhauers Gottfried Schadow, der die Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin schuf. Gottfried Schadow, dessen Eltern aus Saalow bzw. Mellensee stammten, war als Schüler öfter mit seinen Eltern bei seiner Tante in Lüdersdorf.

 

Eine Fülle von heimatkundlichem Material, das Albert Wuthe teils aus eigener Erinnerung, teils aus Archiven ermittelt hat, ist im zweiten Teil der Chronik niedergeschrieben. Dabei wird ein weiter Bogen von den ersten Spuren menschlicher Besiedlung im Raum von Lüdersdorf bis zu den Erlebnissen des Chronisten gespannt. Wir lesen von der Unterdrückung der Bauern als Hofdienste, von großen Feuerbrünsten, von den Schulverhältnissen, von den Redewendungen im Teltower Platt, von alten Sitten und Bräuchen, von der Gesindeordnung, vom Straßen- und Bahnbau, von der Einführung der Elektrizität und von vielen anderen Ereignissen. 

Die Erlebnisse des Autors vor allem in der Kriegs- und Nachkriegszeit sind dabei von besonderem Interesse, weil sie über das persönliche Erlebnis hinaus Rückschlüsse auf das soziologische Verhalten der Menschen auf dem Lande zulassen. 

 

Im Alter von 90 Jahren hat Albert Wuthe ohne Auftrag und Besoldung seine Dorf- und Familienchronik nochmals mit eigener Hand abgeschrieben, z.T. sogar mit Zeichnungen versehen und sie dem Rat des Kreises Zossen als Geschenk übergeben.

Im Vorwort schreibt er:

"Nun, liebe Mitbürger, gebe ich Euch dieses Buch zum Gedenken derer, die vor Euch waren, mit dem innigsten Wunsch für eine glückliche,friedliche Zukunft für Euch und alle Eure Nachkommen.

Zu einer solchen Leistung, die sich mit einer noblen Gesinnung verbindet, gratulieren wir Herrn Albert Wuthe sehr herzlich und wünschen ihm in seinem hohen Alter noch lange Zeit Gesundheit und Freude an der fortschrittlichen Entwicklung unserer Heimat."

 

1984 Traueranzeige von Albert Wuthe in der MAZ

1984 - Traueranzeige von Albert Wuthe in der Märkischen Volksstimme

Information von der Familie Ulm zur Trauerfeier

 

 

 

 

 

 
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