650 Jahre Glau


Aus der Festschrift

Zusammengetragen und aufgeschrieben von Willy-Fred Thoms

 

Grußwort des Bürgermeisters

Glau feiert in diesem Jahr das 650. Jubiläum seiner Ersterwähnung. In all den Jahrhunderten erlebte der Ort aufregende und weniger aufregende Ereignisse, über die in Zeiten von Jubiläen besonders intensiv gesprochen wird. So beschäftigen sich gerade auch im Jubiläumsjahr 2018 die Bürgerinnen und Bürger von Glau mit der Geschichte und Geschichten ihres Ortes. Einige arbeiten Geschichte auf, andere versuchen, Geschichte erlebbar zu machen.  

Genauso wertvoll, wie historische Dokumentationen oder gelebte Geschichte sind aber die vielen Erinnerungen und Erzählungen über das alltägliche Leben von damals. Wenn wir verstehen wollen, warum die Dinge so sind, wie sie sind, dann dürfen wir nicht aufhören über unserer Erfahrungen und das Erfahrene von damals zu erzählen, aber auch zuzuhören, wenn uns andere darüber erzählen möchten. Es sind nicht die in Geschichtsbüchern aufgeführten großen Ereignisse der Geschichte, die uns alleine erklären, warum wir heute so sind, es sind die unzähligen kleinen Geschichten über Menschen und ihr Schaffen, die uns erklären, warum die Dinge damals so waren und heute so sind. Und diesen unzähligen kleinen Geschichten können wir nur durch Erzählen und Zuhören eine Chance geben, uns zu überleben. Jeder kann mit seinen Geschichten von damals seinen Teil dazu beitragen, dass die Geschichte von Glau nicht endet, denn das Damals endete erst gestern. Nur durch erzählen und zuhören stärken wir das Verständnis füreinander. Und dafür ist Geschichte so wichtig in unserem täglichen Leben.

 

In diesem Sinne freue ich mich immer, Neues von damals zu erfahren.

 

Thomas Berger, Bürgermeister

Trebbin, Juni 2018


Kleen wie 'ne Muus und stachlig wie een Igel 

Artikel aus der MAZ "Luckenwalder Rundschau" vom 02./03. Oktober 2010

von Uta Franke

 

Dorfgeschichte: Erinnerungen der Glauer Senioren sollen nicht verloren gehen

Die Chronik des Dörfchens Glau hat noch einige weiße Flecken. Diese sollen unter anderem mit den Erinnerungen der Glauer Senioren gefüllt werden.

 

Glau: Im Trebbiner Rathaus wird heute anlässlich des 20. Jahrestages der Deutschen Einheit einen Ausstellung über die Stadt Trebbin und ihre Ortsteile eröffnet.

"Auch aus Glau sind Fotos und Dokumente zu sehen", erzählt Willy-Fred Thoms.

Der Lehrer an der Gottlieb-Daimler-Schule Ludwigsfelde wohnt seit 2001 in Glau und engagiert sich unter anderem als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr für den Ort. " In Vorbereitung auf den Tag der Deutschen Einheit wurde uns klar, dass es heimatgeschichtlich über Glau noch einige Lücken gibt", erinnert sich Thoms. So entstand die Idee, vor allem die älteren Glauer mit in die Geschichtsfindung einzubeziehen. "Da gibt es auf den Böden und in den Abstellkammern noch viele Erinnerungsstücke", so Willy-Fred Thoms.

Die Feuerwehr selbst ist ein wichtiger Bestandteil der Dorfgeschichte. So luden die Kameraden kurzerhand zu einer Senioren-Kaffeetafel in die Räume der Feuerwehr ein. Willy-Fred Thoms stellte den Senioren die bereits vorhandenen Teile der Dorfgeschichte vor. Da haben sich Schriftsteller Peter J. Fabig und Jürgen Bieberstein vom ortsansässigen Künstlerhaus Rollwenzelei mit der Geschichte Glau beschäftigt. Peter J. Fabig zitiert beispielsweise ein Verslein seiner Tante aus Königs Wusterhausen über Glau " So grot wie een Haus, so kleen wie `ne Muus, so stachlig wie een Igel, drin Glau wie een Spiegel". Auch Peter Hennig aus Ludwigsfelde hat Glauer Geschichten ausgegraben. Ursula und Günter Schmidt haben wissenswertes über die Glauer Dorfgeschichte bewahrt. Es gibt Fotos und Dokumente über die Feuerwehr und die Friedensstadt Glau. "Uns fehlen zum Beispiel noch Informationen über das ehemalige Freibad", erklärt Willy-Fred Thoms.


  • Das Dorf Glau fand 1368 seine erste schriftliche Erwähnung.

  • Bis 1635 gehörte Glau zum Jüterboger Kreis. Ab 1643 zum Gutsbesitz von Blankensee.

  • Danach übernahm die Adelsfamilie von Thümen das Dorf und die Adelsfamilie von Schlabrendorf das Rittergut.

  • Glau gehörte von 1635 - 1680 zum Luckenwalder Distrikt.

  • Von 1756 bis 1872 gehörte Glau zu den Thümschen Gütern Blankensee bzw. Stangenhagen.

  • 1858 bestand Glau aus 1556 Morgen Land. Es hatte 8 Morgen Gehöfte,16 Morgen Gartenland, 358 Morgen Acker, 281 Morgen Wiese, 653 Morgen Weide und 240 Morgen Wald.

  • 1925 kaufte Johann Weißenberg 80 ha Land von den Thümens, um seine Friedensstadt zu bauen. Es entstanden 16 neue Gebäude, unter anderem ein Verwaltungsgebäude, ein Altenheim, ein Heilinstitut und eine Schule. 

  • Ab 1925 gehört die Christliche Siedlung Waldfrieden zum Dorf Glau.

  • 1935 wurde die christliche Siedlung Waldfrieden von den Nationalsozialisten verboten und enteignet. Auf dem Gelände ließ sich die SA nieder. In der Schule wurden Führungskräfte ausgebildet.

  • Es entstand auf dem Gelände eine Außenstelle des KZ Sachsenhausen.

  • Nach dem 2. Weltkrieg zogen 2 Garnisionen der Sowjetarmee  auf das Gelände. Neben Masssenunterkünten für die Soldaten wurden später auch Panzerhallen gebaut. Bis 1994 besetzten die Sowjettruppen dieses Gelände.

  • 1946 bis 1950 gehörte Glau zum Kreis Luckenwalde.

  • 1948 wurden 123,3 Hektar enteignet und auf zwei landarme Bauern sowie vier Arbeiter und Angestellte als Neubauern aufgeteilt.

  • Von 1950 - 1952 gehörte der Ort zum Kreis Teltow.

  • Bei der Gebietsreform 1952 wurde Glau dem Kreis Luckenwalde, Bezirk Potsdam zugeornet. 

  • Seit 1998 gehört Glau zum Kreis Teltow-Fläming, Land Brandenburg und ist Ortsteil der Stadt Trebbin. 


Mein Flämingdorf (altdt. Mundart)

 

Der Fläming, datt is miene Heimat.

Tu jeärn hä ick se nich jehatt!

Die Jrootstadt, die lach mäi in Sinn,

doa wol`le ick schon immer hen.

Jedoch, et is mäi nich jelungen,

die Heimat hat mäi anjebungen.

 

Nu awwer här ick upp tu murrn,

jetzt bin ick Städterin jewurn.

Doch wie ick`t äben dräje

un wie ick`t äwwerläje:

Mien Flämingsdorp, wie woarschte scheen,

wie jeärne foahr ick immer heem.

 

Käte Taubitz

 

 

Mein Flämingdorf

Der Fläming, das ist meine Heimat.

Zu gern hab ich sie nie gehabt.

Die Großstadt, die lag mir im Sinn,

da wollte ich schon immer hin.

Jedoch, es ist mir nie gelungen,

die Heimat hat mich angebunden.

Doch, nun hör ich auf zu murren,

jetzt bin ich Städterin geworden.

Wie ich es überlege,

und wie ich es auch drehe,

mein Flämingdorf, wie warst du schön,

wie gerne fahr ich immer heim.

 

Käthe Taubitz