Die Schule in Wiesenhagen

​​​​​​Wiesenhagen Schule

 

Das Schulgebäude von Wiesenhagen, das um 1910 errichtet wurde, diente bis zur Schließung 1971 als Grundschule.

​​​​​​Wiesenhagen ehemalige Schule

 

Das Gebäude befindet sich heute in privatem Besitz und ist ein richtiges Schmuckstück.

 

In einer alten Akte ist im Jahre 1801 die Erbauung eines Schulhauses in Wiesenhagen dokumentiert.

Das Schulhaus wurde auf dem Acker von Bauer Hintze, nicht wieder in der Mitte des Dorfes, 1805 erbaut. Demzufolge muß eine Schule zuvor auf dem Dorfanger gestanden haben. Die Schule wurde in der Haupstraße Nr. 6 erbaut (Adressbuch 1911 ohne Hausnummer).

Für die Erweiterung und Reparaturen des Schulhauses wurden von der Gemeinde 1855 Kostenvoranschläge gemacht.

Die südliche Seite des Hauses sollte vergrößert werden. Auch die Schulstube sollte trocken und wärmer werden.

Die Kreisschulinspektion in Zossen verfügte, dass die Gemeinde Neuendorf einen Fond für ihre Schule einzurichten hätte.

 

Durch den großen Dorfbrand 1847 und die Anschaffung der Feuerwehrspritze 1857 war das Geld in der Gemeindekasse sehr gering.

Auch waren die Ernteerträge wetterbedingt sehr schlecht. Eine Beschwerde des Büdners Lange und anderen Neubüdnern aus Neuendorf über die Beteiligung an den Schulbaukosten wurde im Jahre 1860 als unbegründet abgewiesen.

Den vierten Teil der Kosten hätten sie zu tragen, weil in dem Abkommen von 1855 nur kommunale Kosten für die Schule beschlossen wurden.

 

Im Teltower Kreisblatt am 22. Februar 1871 wurde zu den Reichstagswahlen als stellvertretender Wahlvorsteher der Lehrer Krüger in Neuendorf b. Trebbin genannt. In Berlin war der Ortsvorsteher Wiestenhagen mit 16 Gemeindevertretern am 21. Juli 1874 beim Landrat. Es wurde folgender Beschluss nach einer Beratung mit vier Gegenstimmen unterschrieben:

Die politische Gemeinde Neuendorf ist damit einverstanden, die sachlichen und persönlichen Unterhaltungskosten der öffentlichen Schule zu übernehmen.

 

Der Nachfolger des Lehrers Krüger war nachweislich der Lehrer Wolter bis 1888. Danach übernahm das Amt Lehrer Brose, welcher sich am 2. August 1888 bewarb und am 1. Oktober 1888 eingestellt wurde. Sieben Jahre hatte er die Leitung der Schule inne. Er verstarb am 17.12.1895 plötzlich nach dem Unterricht.

Der Gemeindevorsteher Heinrich erkundigt sich bei der Kreisschulinspektion Zossen, wie lange die Witwe des Lehrers das Gehalt ihres verstorbenen Ehemannes erhält. Die Antwort erfolgte in einem Schreiben. Die Zahlung mußte einschließlich des Gnadenmonats bis Ende Januar 1896 erfolgen.

Nach dem Tod von Lehrer Brose war es erforderlich, die Lehrerstelle neu zu besetzen.

Ein Lehrer Leser aus Stützkow (Angermünde) wollte nicht nach Wiesenhagen.

Er wäre gerne in Kerzendorf als Lehrer, Küster und Organist angestellt.

 

Zum 1. Dezember 1896 bestimmte die Regierung den Lehrer Gotthold Biens aus Mühlenbeck.

Dieser Lehrer hatte den Einwand, daß durch die Versetzung sein Einkommen 300 Mark geringer ist.

In einem Schreiben vom 29. November 1897 wurde die Verfügung aufgehoben. Da Lehrer Biens dieses Schreiben zu spät erhielt, waren seine Möbel schon auf dem Weg nach Wiesenhagen. Darum bittet er die Königliche Regierung, ihn vorläufig in Wiesenhagen in der Stelle des Lehrers zu beschäftigen. Zwei Jahre später bittet er ergebnislos um Stellenwechsel.

Am 24. Oktober 1900 wollte er nach Sputendorf. Dort war ein großer Garten und er war ein Freund von Obst und Gartenbau.

Die nächste Bitte folgte dann am 29. Mai 1902. Weil seine beiden Söhne auch Lehrer werden wollten und er in Müggelheim bei Köpenick 200 Mark mehr Gehalt bekäme, zog es ihn von Wiesenhagen fort.

 

Auch für die Schule in Wiesenhagen war als Lokalinspektion das Oberpfarramt in Trebbin zuständig.

Eine Beschwerde richtete Lehrer G. Biens an den Landrat am 9. Februar 1909. Er bat um eine ärztliche Untersuchungg seiner Dienstwohnung im Schulgebäude. Die Wohnung war feucht unnd seine Frau hatte Rheuma. Auf Anordnung des Arztes mußte sie eine Bäderkur besuchen.

 

Der Kreisarzt hatte 1905 schon einmal das Schulzimmer besichtigt und auf die Schäden aufmerksam gemacht.

Das Zimmer war nicht unterkellert und der Fußboden war morsch. Die Kinder saßen mit dem Rücken an den einfachen Fenstern.

Der Ofen reichte auch nicht aus, so dass nur eine Zimmertemperatur von 12 Grad erreicht wurde.

Der Kreisarzt des Kreises Teltow gab seine Aufzeichnungen am 24. Februar 1909 an den Landrat.

 

Der Schulunterricht 1902 wurde in zwei Klassen mit 41 Mädchen und 46 Knaben durchgeführt.

In der ersten Klasse waren 58 Schüler und in der zweiten Klasse 29 Schüler.

 

Am 6. August 1910 wurden von der Gemeinde Neuendorf an den Landrat eingereicht:

  1. Drei Zeichnungen zu dem Bauprojekt für ein neues Schulgebäude.
  2. Eine Beschwerde des Lehrers Biens vom 09.02.1 909
  3. Der Bericht des Kreisarztes vom 24.02.1909
  4. Zwei Gemeindebeschlüsse vom 12. Oktober 1909 und vom 15. Januar 19100
  5. Ein Bericht des Gemeindevorstehers vom 7. Juni 1910
  6. Der Kaufvertrag zwischen der Gemeinde und dem gekauften Grundstück von Schulze an der Trebbiner Chaussee.

 

Der Kauf des Grundstückes gegenüber vom Bauern Spiesecke war nicht zustande gekommen. Aus diesem Grunde waren die Bauzeichnungen im Spiegelbild eingereicht worden.

Zum Schulhausneubau ist eine Staatsbeihilfe nicht bewilligt worden (Gemeindeakte vom 6. April 1912).

Am 28. Juli 1912 war der Lehrer Biens (alkoholisiert) im Kliestower See ertrunken.

Im,Amtlichen Schulblatt" wurde die offene Lehrestelle in Neuendorf bekannt gemacht.

Zwischen den drei Bewerbern entschied sich der Schulvorstand in einer Sitzung am 25. September 1912 für den Lehrer Weidner in Köpenick.

Dieser hatte sich in Kliestow schon bewährt.

Im Dorf waren 70 Schulkinder mit einem schlechten Wissensstand. Das teilte der Schulvorstand der Königlichen Regierung mit. Auch wollten sie einen tüchtigen, nüchternen und verheirateten Lehrer.

Am 2. November 1912 wird die Stelle dann mit Lehrer Weidner besetzt.

 

1926 betrugen die Schulunterhaltungskosten 4800 Mark. Durch staatliche Zuschüsse wurde die Summe von 2160 Mark gedeckt. Aus Mitteln des Schulverbandes wurden 2640 Mark aufgebracht.

 

Die erste Friedensweihnachtsfeier fand 1945 wieder statt. Lehrer Weidner hielt eine Rede. Mit den Schulkindern hatte er sich wieder viel Mühe gemacht, trotz der Not Kostüme mit den Eltern anzufertigen. Zither und Akkordeon spielte der Sohn des Gemeindevorstehers. Das Programm bestand aus Gedichten, Gesängen, Reigen und einem Stück ,Weihnachten im Zauberwald".

 

Gemäß eines Runderlasses der Provinzverwaltung der Mark Brandenburg wurde in Wiesenhagen am 15.01.1946 ein Elternausschuß mit 7 Mitgliedern (2 Frauen und 5 Männern) gegründet. Am 7.04.1946 war dann mit Lehrer Weidner die erste Sitzung.

Besprochen wurden folgende Themen:

  1. Außerschulische Betreuung der Schulkinder.
  2. Der Gesundheitszustand der Schüler und hygienische Maßnahmen.
  3. Einbeziehung von Lehrern und Schülern zu politischen Veranstaltungen.
  4. Schulschwänzen
  5. Schule und Kirche - Religionsunterricht
  6. Jahresfest der Schule
  7. Besuch des Ausbildungslehrganges der Neulehrer
  8. Verschiedenes

 

Im Jahre 1948 befanden sich 82 Kinder in der Schule. Es war eine zweite Lehrkraft erforderlich.

Am 31.01.1949 wurde Frl. Gerda Niendorf vom Lehrer Weidner und den Kindern herzlich begrüBt und als Lehrerin eingestellt.

 

Um allen Umsiedlern Federbetten geben zu können, wurde die Schule 1950 von der Gemeinde angewiesen, eine Federsammlung duchzuführen.

An jedem 1. im Monat war der Tag der offenen Schultür.

Am 1. September 1951 übernahm der Lehrer Wolfgang Köhler die Leitung der Schule in Wiesenhagen.

Ein sehr tüchtiger junger Lehrer, der die Traditionen der Schulfeste mit großem Engagement weiterführte.

Er gründete für alle Schüler einige Arbeitsgemeinschaften, die außerhalb des Schulunterrichtes stattfanden.

 

Am Schulgebäude wurden auch schon einige Mängel festgestellt. So fand der Turnunterricht in der Gaststätte Pusch statt, später dann im Klassenzimmer.

 

Für seine Bienenzucht bekam der Lehrer Köhler eine zusätzliche Zuckerzuteilung. Er spendete für Bonbons etwas von dem Zucker.

 

Es wurden 1967 zwanzig Schüler unterrichtet.

Alle Schüler mußten, außer dem Einschulungsjahrgang 1968, die Goethe-Oberschule in Trebbin besuchen.

In dem Schuljahr kamen die Schüler desselben Jahrgangs aus Klein Schulzendorf und Lüdersdorf nach Wiesenhagen.

Diese Landschulen waren dort schon geschlossen. So wurde in Wiesenhagen eine dritte Klasse unterrichtet.

Im Schuljahr 1970/71 waren dadurch noch 26 Kinder.

Die Grundschule in Wiesenhagen wurde im Juli 1971 geschlossen.

 

So endete auch diese Tradition der eigenen Schule im Dorf.